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Aus der ZeitschriftAsyl 2/2024 | S. 2–2Es folgt Seite №2

Gemeinsam die Rechte von Patient·innen mit Fluchterfahrung verteidigen

April 2024: Die «Festung Europa» hat Konjunktur. Beispiele dafür? Der britische Gesetzesentwurf Stop the Boat, der die Abschiebung von Asylsuchenden nach Ruanda vorsieht, ist auf der Zielgeraden, die italienische Regierung verlangsamt die Einsätze von Rettungsbooten für Migrant·innen, so gut es geht, und die Junge Tat inszeniert ihr Motto Migrants GO Home im Castelgrande in Bellinzona.

In der Schweiz ist die Bilanz zum Asylverfahren, das 2019 umstrukturiert wurde, um effizienter und gerechter zu werden, gemischt, insbesondere in Bezug auf meinen Bereich, die Gesundheitsversorgung. Zwar ist der Zugang zu medizinischer Versorgung in den Bundesasylzentren grösstenteils gewährleistet, doch werden psychiatrische Probleme kaum oder nur unzureichend angesprochen. Asylsuchende weisen ein erhöhtes Risiko für posttraumatische Belastungsstörungen auf, die auf Misshandlungen vor und während der Migration zurückzuführen sind. Unbeachtet führt dies zu einer dauerhaften Erkrankung, die die Persönlichkeit und damit das Verhalten während der Anhörungen beeinflussen kann, was sich negativ auf Asylentscheide auswirkt. Selbst wenn die Krankheit medizinisch dokumentiert ist, bagatellisieren die Behörden häufig ihre Symptome und Folgen, einschliesslich des Suizidrisikos, und verlangen gar von Ärzt·innen, dass sie ihre Patient·innen darin unterstützen, einen negativen Entscheid zu akzeptieren.

Das Gefühl der Ohnmacht, das von der Anti-Migranten-Bewegung dieser Zeit erzeugt wird, kann einen durchaus anstecken. Daher ist es wichtig, wie die Artikel in dieser Ausgabe betonen, nicht allein zu arbeiten, sondern – unter Wahrung der Unabhängigkeit und jeweiligen beruflichen Besonderheiten – die Zusammenarbeit zwischen Jurist·innen, Ärzt·innen und Vereinen zu stärken, um «gemeinsam in einer relativen Ohnmacht zu arbeiten» (Aldo Brina in Le Courrier vom 18. Dezember 2016), im Interesse der Geflüchteten und ihrer Rechte.